Mache dein Selbst zum Navigator und nimm dem Ego immer mal wieder bewusst das Steuer aus der Hand. Ich verstehe das Ego als inneren Wertewächter und Sicherheitsbeamten, der aufgrund von Erfahrungen und gelernten Werten blitzschnell entscheidet, wie ich mich jetzt verhalten muss, um…zu… Wenn wir uns darauf besinnen, wie viel und welche Gestaltungsmacht wir wahrhaft besitzen, haben wir eine ganz neue Freiheit, um bewusst zu handeln. Und unseren Alltag aktiv mit zu gestalten.
Natürlich gibt es Zwänge und Bedingungen, die wir nicht ändern können und wir sind zum Teil von äußeren Faktoren bestimmt. Dennoch bleibt selbst hier ein großes Feld für die Eigen-Macht anstatt Ohnmacht: Wir können unsere Bewertung zu einem Umstand verändern. Du kennst bestimmt die Aussage: „love it, change it or leave it“, die auch LCL-Methode genannt wird. Bei meiner Recherche nach dem Ursprung dieses Mottos, an dem man in Sachen Coaching und Persönlichkeitsentwicklung kaum vorbei kommt, bin ich auf dieses Zitat gestoßen: „ There are three solutions to every problem: accept it, change it, or leave it. If you can’t accept it, change it. If you can’t change it, leave it.“ Unknown
Ich finde, hier fehlt die wichtigste, kraftvollste und befreiendste Möglichkeit: „love it“. Denn, wenn ich die Umstände nicht verlassen kann oder will, dann bleibt immer noch eine Möglichkeit: Liebe sie, wie sie sind. Ändere deine Bewertung der Dinge, wenn du die Dinge oder die Umstände selbst nicht ändern kannst. Diese Macht haben wir. Jederzeit. Und ganz ehrlich – ich persönlich finde ja, dass dies die schwierigste Option ist. Nicht unbedingt leicht, aber mach(t)bar. Genau, es gibt dir die Macht zurück, mit einer Situation umzugehen.
Diese Lektionen durfte ich vor kurzem wieder einmal selber erfahren – leider war es zunächst sehr schmerzhaft. Nachdem ich mir bei dem Versuch, Wasserski zu fahren das rechte Bein fast ausgerissen habe, gab es keinen Spielraum für die Option „change it or leave it“. Alles in mir ist Amok gelaufen. Ich fand es sowas von ungerecht, dass mir das passiert ist – ich wollte doch mutig mal etwas Neues probieren und habe mich aus meiner Komfortzone gewagt. Ich fühlte mich bestraft, als Opfer der Umstände… und das hatte ich auf keinen Fall verdient. Alle meine Pläne musste ich auf Eis legen, Seminare absagen, den Sommerurlaub canceln und da ich mich nicht gut bewegen konnte, war mein Radius extrem eingeschränkt. Auto oder Fahrrad fahren gingen nicht, spazieren oder schwimmen fielen auch weg, Sport sowieso und Sitzen tat weh. Plötzlich war ich auf mich zurück geworfen und scheinbar aller Möglichkeiten beraubt, die mir vor allem im Sommer Spaß machen. Nach einer Weile des Jammerns und Leidens – und die Schmerzen waren nur ein kleiner Teil, die dazu führten – habe ich den Umstand akzeptiert. Was sollte ich auch sonst tun? Alles andere machte keinen Sinn und vor allem keine gute Laune …
Mir blieb nicht viel übrig, außer zu akzeptieren, dass mein Körper mir eine deutliche Grenze gesetzt hatte. Durch die äußeren Umständen war ich jetzt fremdbestimmt und das ließ sich auch nicht wegdiskutieren. Also blieb nur noch eins: die Umstände so anzunehmen, wie sie waren. In dem Moment, in dem ich dies tat, war ich plötzlich wieder selbstbestimmt. Ich hatte es in der Hand, jetzt das Beste aus meiner Situation zu machen. Für mich war es wieder einmal ein totaler Augenöffner. Inzwischen habe ich verstanden, wozu mir diese Erfahrung dient und ich bin dankbar, dass ich gezwungen war, nicht länger weg zu laufen. So konnte ich endlich voran schreiten – innerlich und äußerlich. Mein Sehnenabriss heilt und ich erobere mir meine normale Bewegungsfähigkeit zurück. Die Zeit habe ich genutzt, um mich endlich um die Themen und „Baustellen“ zu kümmern, die ich vor lauter unterwegs sein vernachlässigt hatte. So ist zum Beispiel endlich dieses Blogorium umgesetzt und mit Leben gefüllt worden.
Wir haben in jeder Situation, egal welche Umstände es sind, die Freiheit uns für eine bestimmte Haltung und Bewertung der Situation zu entscheiden. Dies ist ein bewusster Akt, denn jeder von uns hat dieses „Selbst“, das dem Ego das Steuer aus der Hand nehmen kann.
Für mich ist ein ganz großes Ziel, mir immer stärker darüber bewusst zu sein, was mir jetzt wirklich dient. Und damit ein Stück Freiheit zu erlangen von meinen alten Verhaltensmustern. Self-Empowerment ist eine Aufgabe, zu der wir (für uns) selbst verpflichtet sind. Das Wort sagt es schon so schön: Es geht darum, uns selber zu ermächtigen. Also die Macht anzunehmen, mit der wir unser Leben gestalten können.