Um den Uluru (Ayer’s Rock) zu wandern, war einer meiner Gründe für diese Australienreise. Diesen für mich ganz besonderen Moment möchte ich mit dir teilen und ihn damit zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis machen.
Eine der Fragen, die ich mit auf die Reise genommen habe, war: Reicht ein gemeinsames Interesse für ein wirkliches Wir? Meine Gruppenreise durch Australien war eine wunderbare Gelegenheit, mir das Thema anzuschauen bzw. es live zu erleben. Und zu schauen, wie ich selbst dazu beitrage, welche Qualität das “Wir” bekommt.
So viel vorab: Wir hatten in den dreieinhalb Wochen Australien-Rundreise trotz 6500 km im Bus bei zum Teil über 40 Grad (die Klimaanlage war nicht der Rede wert…) ein harmonisches und sehr wohlwollendes Miteinander. Ein echtes “Wir” ist aber nicht entstanden. Wir hatten ein “temporäres Wir”, das aus einer Interessensgruppe entsteht und durch eine Haltung von Respekt und Toleranz (und Gelassenheit) bestimmt wurde. Perfekt für eine gemeinsame Reise. Ein echtes und verbindliches, im Sinne von verbundendes Wir, entsteht und braucht etwas anderes. Dabei sah es zu Beginn für mich so aus, als ob wir eine solche Gemeinschaft schaffen würden. Ich habe andere Gruppenreisen erlebt, die vom ersten Moment an andere Vorzeichen und Herausforderungen mit sich brachten. Ein Panoptikum an Egos aller Couleur – und ich mitten drin… Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Als ich das Video aufgenommen habe, waren wir als Gruppe eine Woche gemeinsam unterwegs und unsere Gemeinschaft war durch gegenseitigen Respekt, ein achtsames und freundliches Einlassen und ein fürsorgliches aufeinander Achten geprägt. Und die Freude, diesen Höhepunkt gemeinsam zu erleben. Aus vielen Individualisten mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund (internationale Gruppe aus Holland, Belgien und Deutschland) wurde durch das gemeinsame Ziel und Interesse eine Gruppe. Neugier, Offenheit und auch der Wunsch, eine gute Zeit zu erleben (Vermeiden von Stress und Reibereien), haben uns schnell zusammen wachsen lassen. Zumindest auf eine oberflächliche und funktionelle Weise. Für die Reise war es sicher ausreichend und wir haben eine gute Zeit miteinander verbracht. Ein echtes “Wir” braucht etwas anderes:
Ich habe mir auch angeschaut, wie ich dazu beigetragen habe, wie wir als Gruppe sind. Es war nicht meine Aufgabe und Funktion, ein tiefer verbundenes Wir zu schaffen. Das wäre die Aufgabe des Reiseleiters gewesen und in meiner Wahrnehmung hat er es leider versäumt, die Weichen dafür zu stellen. Im Gegenteil – er hat sich die ersten Tage zwar sehr professionell, aber für mich gefühlt distanziert verhalten. Eine persönliche Verbindung, ein warmes Verbundensein, ist für mich nicht daraus gewachsen. Und in aller Ehrlichkeit: Für den hochsensiblen und introvertierten Teil in mir war es zeitweise ein bisschen zu viel. Meine Verhaltensweise war daher zwar freundlich, herzlich und wohlwollend, aber letztlich war mein persönliches Interesse mein Kompass. Das erste “Wir” sind immer wir mit uns selbst und Selbstfürsorge ist Pflicht.
Übertragen auf New Work bedeutet das für mich: Wenn Lernreisen und agiles Kooperieren in Teams nur wie “Gruppenreisen” sind, wird es meines Erachtens nicht reichen, um langfristig gut und effektiv Neues zusammen zu schaffen.
Wir brauchen einen tiefgreifenden Change im Wir: Wenn das Ego Platz macht und wir uns auf ein tieferes Verbinden und gemeinsames Herzens-Anliegen (manche sprechen von Purpose) einlassen, entsteht eine Einheit. Das sich persönlich Zeigen und sich wirklich einzubringen, sind Schlüssel dafür. Frédéric Laloux, “Reinventing Organizations”, spricht von gelebter “Ganzheitlichkeit”. Eine neue “Wir-Kultur” erlaubt, dass der ganze Mensch mit allen Bedürfnisssen, Wünschen und Eigenschaften willkommen ist und ermöglicht uns, die professionelle Maske ablegen zu können. Dazu braucht es (nur) ein wenig Mut – Mut im Selbst-Sein. Daraus resultiert Selbst-Ausdruck.
Als Evolutionistin geht es mir darum, genau diesen Teil zu stärken. Denn das Wir gelingt, wenn jeder Einzelne dazu beiträgt.