Die Umstände entscheiden nicht über unsere Stimmung – sondern unsere eigene Bewertung der Situation. Wenn etwas meiner Vorstellung nicht entspricht, wenn ich die aktuelle Situation ablehne oder ich der Meinung bin, es sollte aber anders sein, dann folgt mein Gefühl dem Gedanken. Unzufriedenheit, totales genervt sein und Frust sind das Resultat. Mir passiert das immer wieder…
Es braucht regelmäßiges Training, um mich bewusst für das Annehmen des Moments zu entscheiden. Nicht die Tatsachen werden so verändert, aber meine Haltung und damit mein Gefühl.
Jede Krise kickt mich aus meiner gemütlichen Komfortzone und fordert mich heraus, mit ihr umzugehen. Ob ich mich dann im Schleudergang wiederfinde, den Kopf in den Sand stecke oder vor Wut mit den Zähnen knirsche und mich als Opfer fühle, das habe ich selbst in der Hand. Den Sachverhalt kann ich nicht ändern, aber meine Einstellung dazu. Begegne ich der neuen Realität mit einer Haltung von „Aha“, rückt mein inneres „Ohje“ in den Hintergrund. So habe ich selbst die Macht, mit gesunder Distanz zu entscheiden, wie ich mich fühlen und reagieren will. Mein Handlungsspektrum ist so auf jeden Fall größer, da ich besonnener und selbstbestimmt mit der Situation umgehen kann.
„Aha“ wird immer mehr zu meinem besten Ratgeber und Begleiter, in großen und kleinen Situationen. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht mehr ärgere, mir Sorgen mache oder etwas total doof finde. Oft bleibt „Ohje” meine erste spontane Reaktion. Wie lange ich in dem Gefühl bleibe, ist dann allerdings meine Wahl. Als mir die Blaubeeren aus dem Kühlschrank fielen und sich in der ganzen Küchen verteilten, habe ich erst mal geflucht. Dann gelacht. Leider bin ich erst später auf die Idee gekommen, dass man ganz wunderbar Blaubeer-Murmel hätte spielen können. „Aha“ ist das Motto des Entdeckers, der mit Neugier, Offenheit und Staunen dem Moment begegnet. Ich nenne es die „Marco-Polo-Haltung“, die jeder von uns braucht und in sich hat. Als Kind war sie für uns selbstverständlich und wir haben so unsere Kreativität und Lösungskompetenz verfeinert und entwickelt. Das Potenzial haben wir immer noch! Die Frage ist: Was hindert uns daran, es zu nutzen?
Du kennst die Antwort – es ist Angst. Kann ich das so machen? Was denken die anderen? Ich kenne das Ergebnis nicht… Unser Verhalten wird durch Erfahrungen, Konventionen und Gewohnheiten bestimmt. Das Ego dient als Sicherheitsbeamter, damit unser System möglichst wenig Energie braucht, um gut durchs Leben zu kommen. „Vermeiden oder tun“ ist dabei die Maßgabe, um Überleben zu sichern. Krisen sind Herausforderungen, um zu wachsen.
Vielleicht beobachtest du bereits, wie du dich seit Beginn der Covid 19 Pandemie verändert hast, alte Gewohnheiten durch neue Handlungsweisen ersetzt hast und jetzt deinen neuen Alltag meisterst? Wenn „change it und leave it“ keine Option sind, dann bleibt nur noch „love it“. Akzeptiere die Situation und mache das Beste daraus. Schmettere den Umständen ein fröhliches „Aha“ entgegen. Lass dir Zeit, dir eine Meinung zu bilden und deine Optionen zu prüfen, wie du am besten damit umgehen magst. Meister werden wir nur, wenn wir uns in etwas üben und Zuversicht entsteht, wenn das „Aha“ neue Möglichkeiten entdeckt.
P.S. Ich habe so festgestellt, dass man die untere Seite der Eiskugel mit einem Löffel noch wunderbar essen kann. Die Passanten haben zwar ein wenig seltsam geguckt, aber geschmeckt hat es trotzdem.